Franken in 5 Tagen vom 12. bis 16. September 2021
Eigentlich sollte hier ein Bericht über unsere Flandern-Reise stehen. Leider machte die Corona Pandemie und später noch ein Unwetter diese Reise undurchführbar. Ja … Damit wäre der Bericht zuende, wenn denn nicht Pfarrer Selunka die Idee für eine „Ersatz-“Reise gehabt hätte. Diese sollte uns nach Franken führen. Soviel darf ich vorwegnehmen: Die Franken Tour war nicht kürzer als die Reise nach Flandern.
Die Reise begann am frühen Sonntagmorgen, nämlich dem 12.09. vor unserer Kirche, ging in der Kirche mit einer kurzen Andacht weiter und führte dann 28 Reisende sowie einen Busfahrer Richtung Zwickau.
Das erste Ziel war der Ev-.Luth. Dom St. Marien in Zwickau. Das Gebäude entstand um 1180 als romanische Saalkirche und wurde im 15 -16 Jh. zur 3 schiffigen spätgotischen Hallenkirche umgebaut. Die Ähnlichkeit im Netzrippengewölbe zu dem Meißner Dom und der Pirnaer Stadtkirche erklärt sich aus dem regen Austausch der mittelalterlichen Bauhandwerker. Diese schufen auch die 2-spiralige Ausführung des Treppenturmes – den Doppelwendelstein. Der 87 Meter hohe Kirchturm wurde durch einen Blitzeinschlag zerstört und im Geschmack der Zeit durch einen barocken Glockenturm ersetzt. Wem das nicht reicht: Es gibt noch 2 evangelische Beichtstühle, einen 6-flügeligen Marienaltar und das bekannte Brauthallenportal. Sie merken es: Es ist schwer einen Artikel über die Reise zu schreiben der kein Buch wird.
Weiter geht es nach Bamberg wo die Regnitz in den Main mündet. Bamberg überstand den Krieg ohne nennenswerte Schäden und damit mit einer gewachsenen Altstadt mit gut erhaltenen Bauten aus dem 11 und 19. Jh. Die Touristen verlieren sich in schmalen Gassen und Hinterhöfen mit Biergärten. Dort versuchen die Mutigen das Bamberger Rauchbier, die besser Beratenen bleiben bei dem hervorragenden Frankenwein. Trotzdem schafften wir eine schnelle Tour durch die Altstadt bis zu dem reich bemalten Rathaus über der Regnitz.
Das Stadtbild von Bamberg wird beherrscht von dem romanischen Kaiserdom St. Peter und St. Georg. mit seinen 4 Türmen. Im Inneren befindet sich der Bamberger Reiter und die Grablege des heiliggesprochenen Kaiserpaares Heinrich II und Kunigunde. Kunigunde zeigt ihre moralische Zuverlässigkeit noch auf dem Grabstein: Sie schreitet unverletzt über glühende Pflugscharen nachdem sie der Untreue bezichtigt wurde, ein klares Zeichen Ihrer Unschuld.
Am Nachmittag ging unsere Fahrt weiter nach Münsterschwarzach. Die zahlreichen Baustellen und Umleitungen knabberten an den wenigen Zeitreserven und machten die Fahrt zu einer Busrallye durch das fränkische Hinterland. Unser Fahrer meisterte dies gekonnt im Rahmen des StVO-Zulässigen. Wir kamen gleichzeitig mit dem Einzug der 50 Mönche in die Abtei und konnten an der Vesper teilnehmen. Die Vesper wurde nach lateinischem Ritus gehalten. Für mich war es nicht einfach dem zu folgen aber es war ein interessantes Erlebnis dies in dem wichtigsten Benediktinerkloster Deutschlands zu sehen.
Am Abend erreichten wir unser Hotel in Würzburg, wo wir die nächsten 3 Nächte verbringen sollten. Das Hotel liegt am Main und ist nur wenige Minuten von der Altstadt entfernt. Der Weg vom Hotel zur Altstadt führt über die alte Mainbrücke. Mit ihren zahlreichen Figuren (einschließlich des Brückenheiligen Nepomuk) ähnelt sie der Prager Karlsbrücke. Die Brücke wurde 1120 errichtet und konkurriert mit der Regensburger Mainbrücke um den Rang der ältesten Mainbrücke. Der Würzburger Stadtführer warnte vor seinem Regensburger Kollegen, der uns in diesem Punkt belügen würde und so geschah es auch später. Jedenfalls hinderte uns das Alter der Brücke nicht daran ein gutes Glas Wein in der Altstadt zu trinken.
Würzburg wurde im März 1945 noch nach der Dresdener Bombardierung stark beschädigt. Heute zeigt sich Würzburg als lebendige Stadt mit einer interessanten Mischung gut renovierter Altbauten, einfachen Nachkriegsbauten und gelungenen Nachfolgern dieser Nachkriegsbebauung. Dies alles zu beschreiben würde den zulässigen Umfang dieses Berichtes sicher überschreiten. Ich möchte mich auf mein Lieblingsbauwerk –der Marienkapelle – beschränken. Sie steht als gotische Kirche direkt neben einem Rokoko Hotel – ein interessanter Kontrast und kein Stilbruch. Trotz der Größe der Kirche ist sie kirchenrechtlich eine Kapelle, da sie nicht mir pfarrkirchlichen Rechten ausgestattet ist. Auf der Turmspitze steht eine 3,5m hohe kugelgelagerte Maria die sich wie eine Wetterfahne dreht. Beide Seiten der Maria sind als Vorderseite ausgeführt. Hierdurch wird vermieden, das Maria dem Betrachter die Rückseite zuwenden kann was sicherlich Unglück bringen würde. Über dem Eingangsportal ist eine steinerne Darstellung der Unbefleckten Empfängnis. Unser Führer erklärte dies sehr ausführlich und Pfarrer Selunka war offenbar fasziniert.
Die Würzburger Bischöfe residierten 500 Jahre in der Burg und schafften sich dann mit der Residenz eine komfortablere Unterkunft in der Stadt. Diese konnten sie nur 50 Jahre nutzen. Insgesamt erschien sie doch recht groß geraten für ein Pfarrhaus. Auch Napoleon, der auch hier übernachtete, teilte diese Meinung. Unser Führer konnte uns als Gruppe durch den Garten führen. Eine Führung durch die Residenz war leider auf Grund der Corona-Situation nicht möglich. Immerhin war die Besichtigung der äußerst sehenswürdigen Innenräume für Einzelpersonen möglich.
Am Abend ging es zur Führung und Weinprobe ins Bürgerspital. Zur Begrüßung gab es einen Sekt, später verschiedene Weinproben. Wir hatten das doppelte Privileg die älteste Weinflasche – Jahrgang 1540 – sehen dürfen aber nicht probieren zu müssen. Zur Weinverkostung gab es einen äußerst großzügig bemessenen Winzerteller dessen Reste uns für den Rest der Fahrt verfolgten. Die letzten Reste wurden beim letzten Busstop auf der Rückfahrt vertilgt nach einer kurzen Diskussion bezüglich der gesundheitliche Unbedenklichkeit.
Am dritten Tag fuhren wir nach Bad Mergentheim zur Besichtigung der Stuppacher Madonna. Sie wurde 1881 bei einer Restaurierung als eine Schöpfung Matthias Grünwalds erkannt. Das Bild erhielt seinen Platz in einer eigens dafür erstellten Kapelle in der Pfarrkirche von Stuppach. In Dresden konnte man die Madonna bereits im Rahmen der Ausstellung „Himmlischer Glanz. Raffael ,Dürer und Grünwald malen die Madonna“ 2011 in der Dresdner Gemäldegalerie sehen. Obwohl die Führerin das Bild kunstgeschichtlich erklärte war es für sie offenbar mehr als ein Kunstwerk. Der Wert als Glaubensobjekt war für sie viel wichtiger und damit auch der Zusammenhang zwischen Ort der Präsentation und Inhalt des Bildes. Eine interessante Frau die ihre Einstellung glaubhaft vermitteln konnte.
Von Mergentheim ging es nach Miltenberg an den Main zwischen Spessart und Odenwald. Wir besichtigten auf eigene Faust im schnellen Durchlauf die Stadt. Hier gab es schöne alte Fachwerkhäuser und ein Picknick am Main.
Weiter ging es nach Steinbach zur Einhard-Basilika , die von 815 bis 827 gebaut wurde und deren Substanz zum überwiegenden Teil aus der Karolingerzeit stammt. Einhard, der „Forschungsminster“ von Karl dem Großen, hat sie gebaut um dort für sein Seelenheil beten zu lassen. Da die Kirche aber schnell ihre Reliquien verlor rückte sie auch aus dem öffentlichen Bewusstsein und verblieb so in dem Ursprungszustand.
Mit dem folgenden Besuch des Klosters Lorsch verließen wir Franken und kamen nach Hessen. Lorsch war eine im Jahre 764 gegründete Benediktinerabtei. Anders als die Einhard- Basilika stand sie im Schnittpunkt von vielen Interessen und erlebte daher eine bewegte Geschichte. Von der Anlage sind heute nur noch die Königshalle, die Basilika und Teile der Klostermauer erhalten. Seit 1991 sie gehören zum Weltkulturerbe. Die sehr gut erhaltene Königshalle ist architektonisch sehr interessant, ihre Nutzung ist jedoch völlig unklar. Beim folgenden Gang durch den wiederhergestellten Klostergarten zeigte die Führerin eine Akanthus Pflanze. Ich habe beide Bilder – das der Pflanze und das einer Akanthus verzierten Säule oben angefügt. Warum man Akanthus als Verzierung von Säulen wählte, weiß ich nicht aber vielleicht aber einer der Leser. Dies würde mich interessieren.
Am nächsten Tag brachte uns der Busfahrer nach Wolframs-Eschenbach, der Stadt des Parzivaldichters. Jedenfalls gilt dies seit 1917. Damals wurde nämlich die Stadt Eschenbach von dem Bayrischen König Ludwig III in Wolframs-Eschenbach umbenannt, um die niederträchtigen Ansprüche zweier gleichnamiger konkurrierender Städte niederzuschlagen. Eigentlich eine absurde Vorstellung, das sich jemand in den Endtagen des ersten Weltkrieges damit beschäftigte. Wir glauben aber dem König und fanden das Städtchen schön. Es präsentiert sich als mittelalterliche Stadt, mit weitgehend erhaltener Stadtmauer und erstaunlich geraden alten Fachwerkhäusern.
Der eigentliche Anlass zum Besuch der Stadt war das Wolfram von Eschenbach Museum. Der Führer begrüßte uns mit dem Offenbarungseid „Leider gibt es nichts von Wolfgang von Eschenbach, aber wir haben uns viele Gedanken gemacht wie man trotzdem ein Museum zu Stande bekommt.“ Die Führung war dann wirklich interessant und die Exponate mit den Erläuterungen des Führers brachten uns sowohl die Parzivalsage als auch die Person Wolfram von Eschenbach näher.
Am Nachmittag erwartete uns eine Führung im Benediktiner Kloster Heidenheim. Zur Ursprungsgeschichte sei hier kurz Wikipedia zitiert: „Das Kloster wurde 752 durch den hl. Wunibald in Einvernehmen mit seinem Bruder, dem hl. Willibald, dem ersten Bischof von Eichstätt, als Missionsposten dieser Angelsachsen im Sualafeldgau gegründet. Wunibald, der seit 739 zur Gefolgschaft des hl. Bonifatius zählte, war auch der erste Abt dieses neuen benediktinischen Eigenklosters, das bald Zustiftungen erhielt. Nachdem er am 18. Dezember 761 in seinem Kloster in Gegenwart seines Bruders gestorben und in der Klosterkirche bestattet worden war, übernahm die Leitung des familieneigenen Klosters seine Schwester, die hl. Walburga, die es nach angelsächsischem Vorbild als benediktinisches Doppelkloster (für Männer und Frauen) als Äbtissin weiterführte. Nachdem sich unmittelbar nach dem Tod Wunibalds an seinem Grab Wunder ereigneten, fand am 24. September 777 eine Erhebung seiner Gebeine und deren Neubestattung im neuen Ostchor der im Bau befindlichen neuen Klosterkirche durch Willibald statt.“ Willibald, Wunibald und Walburga waren Geschwister, die als englische Mönche zur Christianisierung nach „Deutschland“ kamen. Sie waren eng verwandt mit Bonifatius. Solche englisch- irischen Mönche sind uns überall in Franken aufgefallen. Die Iren Kilian, Kolonat und Totnan stehen als Riemenschneider Figuren in einer Würzburger Kirche. Kilian ist der fränkische „Nationalheilige“.
Mit der Reformation wurde das Kloster aufgehoben. Seither wird die romanische Klosterkirche als ev. -luth. Pfarrkirche genutzt. Damit ist das riesige Gebäude natürlich nicht genutzt. Im Jahre 2006 wurde der Zweckverband „Kloster Heidenheim“ gegründet um die Finanzierung zukünftiger Nutzungen sicherzustellen. In 2016 wurde dem Zweckverband das Kloster offiziell im Erbbaurechtsvertrag vom Freistaat Bayern als Besitzer übergeben. Inzwischen ist der Westflügel weitgehend renoviert. Erste Ansätze eines Museums sind zu sehen.
Die letzte Übernachtung findet dann in Regensburg statt. Hier erwartet uns am letzten Tag eine Stadtführung. Die Steinerne Brücke führt in das mittelalterliche Zentrum. Anders als in Würzburg lässt die Brücke kein Mittelalter-Gefühl aufkommen. Die Fahrbahn und die Brückeneinfassung sind in glattem Granit ausgeführt, in der Fahrbahn sind Regenabläufe eingefräst. Die Stadt selbst ist schön und weitgehend erhalten. Auffällig sind die vielen Patrizierhäuser mit hohen Türmen ähnlich wie in der Toscana. Hier sticht das frühgotische Goliath Haus hervor durch eine fassadefüllenden Bemalung mit dem steinschleudernden David und dem schwergerüsteten Goliath. Unten in der Ecke des Hauses ist ein Frosch gemalt, der wohl einen allzu häufig vorbeikommenden Mitbürger karikieren soll. Die Stadtführung führt uns durch gemütliche Gassen, zum Rathaus und zum gotischen Dom Sankt Peter. Wie bereits in der Würzburger Residenz können wir den Dom nur ohne Führung besichtigen.
Der Reichtum der Stadt Regensburg begründete sich aus dem mittelalterlichen Fernhandel. Als die Handelsströme ihre Wege veränderten, geriet die Stadt in finanzielle Not. Dies war vermutlich auch ein Grund für die Judenprognome im Mittelalter. Wir konnten Spuren hiervon beim Rundgang sehen: Das Fundament der niedergerissenen Synagoge und in Hauswänden verbaute jüdische Grabplatten. Inzwischen gibt es wieder eine Regensburger jüdische Gemeinde und wir konnten die neue Synagoge von außen sehen.
Weiter geht es zum letzten Ziel der Reise: dem Donaudurchbruch bei Kehlheim und dem Kloster Weltenburg. Das Wetter wird schlechter und kaum das wir uns eingeschifft haben, beginnt es stark zu regnen. Das Wetter passt gut zu der Kulisse von steilen Klippen durch die die Donau schießt. An dieser schmalen Stelle ist sie 20m tief und das Wasser rauscht mit 2 m/s durch die Enge. An der rechten Seite kommen wir an einer Einsiedelei vorbei mit einer Höhlenkirche. Die Fahrt endet am Kloster Weltenburg, wo die meisten noch eine Stärkung für die Rückfahrt einnehmen. Einige Unentwegte werfen noch einen schnellen Blick in die barocke Klosterkirche mit ihren Ausschmückungen der Brüder Asam.
Die Rückfahrt läuft ereignislos und beendet diese schöne Reise.
Dies ist die Stelle an der man den Organisatoren dankt: Lieber Dietmar Selunka, herzlichen Dank für die Organisation dieser Reise. Es hat Spaß gemacht und die besuchten Orte und dort getroffenen Menschen machten sie zu einem Erlebnis. Bei der Nachbetrachtung der Reise fiel auf, wie viel wir sehen konnten. Während der Fahrt kam nie der Eindruck auf, dass die Zeit zu knapp wäre. Herzlichen Dank. Danke auch den Mitreisenden, die immer für eine angenehme Atmosphäre sorgten. Es hat Spaß gemacht mit Ihnen/Euch zu fahren.
Jutta Paasche, Sylke und Jürgen Loh
Der regionale Ausflugstipp
Andacht – Kuchen – weite Ausblicke
Das Windmüllerhaus in Zaschendorf ist bestimmt schon kein Geheimtipp mehr. Aber wussten Sie, dass dort bei trockenem Wetter, wenn es nicht gerade stürmt, samstags 15 – 16 Uhr Trompeten- und Posaunenbläser gepflegten Bläsertraditionen folgen und missionarisch aufspielen. Manche von denen dürften in der Gemeinde bekannt sein. Und zwei von ihnen haben mir im letzten Schnee im März unterm Gipfelkreuz bereits Choralstrophen und Liebeslieder zugespielt. Ich war sehr verlockt, den leckeren Kuchen zur Seite zu stellen und laut mitzusingen.
Das Windmüllerhaus in Zaschendorf ist bestimmt schon kein Geheimtipp mehr. Aber wussten Sie, dass dort bei trockenem Wetter, wenn es nicht gerade stürmt, samstags 15 – 16 Uhr Trompeten- und Posaunenbläser gepflegten Bläsertraditionen folgen und missionarisch aufspielen. Manche von denen dürften in der Gemeinde bekannt sein. Und zwei von ihnen haben mir im letzten Schnee im März unterm Gipfelkreuz bereits Choralstrophen und Liebeslieder zugespielt. Ich war sehr verlockt, den leckeren Kuchen zur Seite zu stellen und laut mitzusingen.
Ihr Markus Deckert
Du meine Seele, singe, wohlauf und singe schön dem,
welchem alle Dinge zu Dienst und Willen stehen.
Ich will den Herren droben hier preisen auf der Erd;
ich will ihn herzlich loben, solang ich leben werd ..
Komm, lieber Mai, und mache die Bäume wieder grün
und lass mir an dem Bache die Weidenkätzchen blühn. Wie möcht’ ich doch so gerne ein Veilchen wieder sehn! Ach, lieber Mai, wie gerne einmal spazieren gehn! ..
Ach, wenn’s doch erst gelinder und grüner draußen wär’! ..
Liebe Freunde des Gustavheims,
am 17. November 2020 schließt das Gustavheim als Flüchtlingsunterkunft.
November 2020
Das kommt nicht unvermittelt, denn schon lange sind an der Hauswand des Gustavheims die Plakate zum Erwerb von Eigentumswohnungen weithin sichtbar. Das Gebäude wird also in der Nutzung einen Wandel erfahren, aber die marode Bausubstanz wird sich „freuen“. Nicht nur einmal haben wir bei dem privaten Betreiber und den Ämtern auf den katastrophalen Zustand dieses Hauses hingewiesen.
Diese Schließung des Gustavheims als Flüchtlingsunterkunft ist für uns der Anlass, auch unsere Initiative für dieses Heim zu beenden – auch altersbedingt.
Es war vor fast genau 6 Jahren, als Klaus Wachler und ich nicht mehr wegsehen konnten, dass in diesem Haus Menschen wohnen, die unsere Hilfe dringend brauchten. Es war die Zeit der großen Flüchtlingsströme besonders aus Syrien, aber auch aus Afghanistan und aus Zentral-, und Nord-Afrika u.a. Wir gründeten eine Initiative, der sehr schnell über 100 Mitglieder angehörten. Dank der modernen Kommunikation war schnelles Reagieren möglich. Sowohl die Loschwitzer als auch die Hosterwitzer Kirchgemeinde erklärten sich zur Mitarbeit bereit, damit standen wir auf „festen Füßen“.
Zuerst nahmen wir Kontakt mit der für das Gustavheim zuständigen Sozialarbeiterin Frau Dr. Blankenburg auf. Es entwickelte sich eine zuverlässige Zusammenarbeit und ihre Hilferufe fanden in unserer Initiative Gehör. Unser großer Vorteil war, dass wir die Menschen am Elbhang kannten. Diese Verbindungen halfen sehr bei der Bewältigung vieler Aufgaben. Das waren z.B. Wohnungsvermittlung, Behördengänge, Arztbesuche, Betreuung der Heimbewohner (auch nach dem Verlassen des Gustavheims), Transporte von Möbeln und von Sachen, die jemand nicht mehr brauchte und über die sich die Flüchtlinge sehr freuten, aber auch Vermittlung in Arbeit und Ausbildung. Es gründeten sich unter anderem eine Gruppe Deutschunterricht (Frau Reichmann), eine Gruppe Kleiderkammer (Frau Paasche, Frau Heffter, Frau v. d. Herberg), Kulturspaziergänge (Frau Neidhardt), Interkulturelles Café Gustav (Frau Munzinger-Brandt, Fam. Ellinger, Frau Evi Bergmann, u.a.), Übersetzen / Rechtsfragen (Herr v. Keyserlingk), die Johanniter spendeten Gardinen, weil seitens des Betreibers auch dafür kein Geld vorhanden war. Die katholische Kirchgemeinde spendete eine Tischtennisplatte für den Außen-Bereich. Sachspenden wurden im Elbhangtreff deponiert und verteilt. Unbedingt erwähnt werden müssen die jährlichen Päckchenaktionen zu Weihnachten und zu Ostern und auch die Geldspenden, die uns ein kleines Depot ermöglichten, was sowohl für die Päckchen als auch für andere notwendige Dinge verwendet wurde, oftmals für schnelle unbürokratische Hilfe (z.B. Ersteinkauf von Lebensmitteln, weil das Geld dafür noch nicht da war, oder Kinderschuhe oder Wickeltisch u.a.). Ganz glücklich sind wir über die Neu-Gründung des “Café Gustav“ unter der Obhut von Frau Evi Bergmann, das weiterleben wird als Interkulturelles Begegnungscafé. Auch die Kulturspaziergänge mit Frau Neidhardt wird es weiterhin geben. Viele persönliche Kontakte aus dieser Zeit zu den Flüchtlingen sind bis heute erhalten geblieben!
Im Jahr vor der Coronakrise wurde es für uns immer mühsamer, Bereitwillige für unsere Montagssprechstunde und sich daraus ableitende Dienste zu finden. An dieser Stelle deshalb herzlichen Dank an Herrn Trommer und Herrn Schmidt, die hierfür immer zur Stelle waren.
„Alles hat seine Zeit“ – so steht es schon in der Bibel.
Wir blicken mit Dankbarkeit zurück auf diese Zeit, in der wir die Aufgaben, die zu unseren Füßen lagen und bei denen es kein Ausweichen gab, nur mit Ihnen zusammen erfüllen konnten. Wir sagen Ihnen allen aus tiefem Herzen Dank für alle Unterstützung innerhalb dieser Initiative. Ohne Ihre vielfältige Unterstützung, Ihr selbstloses Engagement und Ihre Sachkenntnis, die Sie sich teilweise erst noch erarbeiten mussten, wäre dieses Unterfangen nicht gelungen.
Wir sind auch dankbar für den menschlichen Reichtum, den wir im Miteinander und mit den Flüchtlingen erfahren haben.
Ihnen allen also ein herzliches Dankeschön für Ihre Bereitschaft und Zuverlässigkeit in den vergangenen 6 Jahren!
Wir wünschen Ihnen allen Gottes Segen und bleiben Sie behütet.
Mit herzlichen Grüßen
Ihre Ute Irmscher und Klaus Wachler
P.S.: eine Bitte:
Nun wenden wir uns an Euch / Sie noch mit folgender Bitte:
Wer Interesse hat, künftig am Interkulturellen Begegnungscafé im Elbhangtreff (EHT) Oberpoyritz weiterhin teilzunehmen (oder auch an den Kultur-Spaziergängen mit Frau Dr. Uta Neidhardt), der möchte sich bitte per E-Mail an Frau Evi Bergmann wenden und sein Interesse bekunden. Frau Bergmann wird Euch / Sie dann in ihren E-Mail-Verteiler aufnehmen und über künftige Aktivitäten informieren.
Frau Evi Bergmann:
E-Mail: evi-b(at)posteo.de
Telefon: 0351-268 3667
Mobil: 0178-832 8073
Zum Abschied
Alles hat seine Zeit…
Unter jenem Vers aus dem Prediger Salomos stand vor nunmehr 17 Jahren der Gottesdienst zu meiner Diensteinführung als Gemeindepädagogin in der Kirchgemeinde Weißig. Einige Zeit ist ins Land gegangen, kirchliche Strukturen haben sich verändert. Seit 2017 bin ich ebenfalls in Loschwitz als Gemeindepädagogin tätig. Inzwischen gehören beide Gemeinden zum gleichen Schwesterkirchverhältnis. Unverändert ist das Interesse der Familien am kirchlichen Leben teilzunehmen! Gern schaue ich auf die vergangenen drei Jahre hier in Loschwitz: die Christenlehregruppen, den Kinderkreis, die monatlichen Kleinen Gottesdienste für Familien mit ganz kleinen Kindern. Zweimal gab es Kinder-Theater-Tage mit gelungenen Theater-Aufführungen! Wir waren bei schönstem Winterwetter zur Familienfreizeit im Zittauer Gebirge und haben verschiedene große und kleinen Feste sowie unzählige Gottesdienste miteinander gefeiert. Besonders habe ich mich immer wieder an der großen Bereitschaft der Familien gefreut, die Kinderprojekte zu unterstützen.
Es war fast selbstverständlich, dass Hilfe bei der Betreuung von Spiel- und Bastelständen, beim Martinshörnchen-Backen und der Begleitung von Kindergruppen auf Ausflügen da war, nicht zu vergessen das Ausrichten des einen oder anderen Brunchs nach dem Gottesdienst. Mein besonderer Dank gilt dem Kinder-Kirche-Team, welches mit unermüdlichem Einsatz die Kindergottesdienste und regelmäßig auch mit mir Familiengottesdienste gestaltet hat. Ein kleiner Höhepunkt war unser Erzählfiguren-Seminar, bei welchem wir für unsere Biblischen Erzählfiguren die passenden Tiere hergestellt haben.
Alles hat seine Zeit – im Sommer werde ich mich aus der unmittelbaren Gemeindearbeit verabschieden und eine Stelle als Bezirkskatechetin im Kirchenbezirk Freiberg antreten. Die vielen guten Erfahrungen aus Loschwitz und Schönfeld-Weißig werden mich bei meiner Tätigkeit als Fachberaterin für Gemeindepädagogik begleiten. Meine Verabschiedung in Loschwitz findet im Gottesdienst am 21. Juni 2020 statt. Als Gemeindeglied bleibe ich Ihnen mit meiner Familie natürlich verbunden.
Es grüßt Sie Ihre Anne Kopp
Thema Pandemie:
Loschwitz – Zuflucht in Zeiten der Pest
Es ist erschütternd, dass trotz allem weltweiten großen menschlichen Leid schon wieder Verschwörungstheorien verbreitet werden, wer die Coronakrise absichtlich verursacht haben könnte. Hier könnte uns vielleicht ein Blick in alte Chroniken helfen, wie sie z. B. unser ehemaliger Loschwitzer Kantor Friedrich Wilhelm Pohle (1830 – 1892) aufgeschrieben hat, der in seinen Ausführungen weit über den Loschwitzer Tellerrand hinausblickt – zu seiner Zeit war das Europa. Hier erfahren wir, dass es in vergangenen Jahrhunderten schon immer einmal große Epidemien gegeben hat, vor allem die Pest, auch der „Schwarze Tod“ genannt. Er verwüstete mitunter ganze Landstriche mit Millionen von Toten. Diese Perioden hielten oft mehrere Jahre an. Das damalige alte Dresden in seinem Stadtmauerbereich blieb davon natürlich nicht verschont. Auf Grund der hohen Opferzahlen mussten deshalb mitunter neue Friedhöfe angelegt bzw. alte erweitert werden – der Eliasfriedhof ist z. B. so ein ehemaliger Pestfriedhof.
Aber die Chronisten konnten in diesem Zusammenhang auch Hoffnungsvolles berichten: So sollen Dresdner, die es sich zeitlich und finanziell leisten konnten, nach Loschwitz geflohen sein. Dort haben sie infolge der guten Luft, des guten Wassers und der Ziegenmilch, die ausdrücklich genannt wird, die Pestzeiten unbeschadet überstanden. Vor allem der Ziegengrundbereich wird als Fluchtdomizil genannt.
Dies zu wissen, sollte uns in der gegenwärtigen Situation aber nicht verleiten, die Festlegungen der Mediziner und Apotheker zur Überwindung der Krise gering zu schätzen, nur weil wir meinen, auch diesbezüglich in einer privilegierten Gegend zu wohnen. Eberhard Münzner, Loschwitz, am 29. März 2020
Nachtcafé für Wohnungslose
von unserer Sozialarbeit
Das Thema ist nicht selbstverständlich.
Die Erdgeschossräume in der Grundstraße 36 stehen für Gäste des Nachtcafés in der Nacht vom Donnerstag zum Freitag offen. Und Gäste sind die, die durchs Netz gefallen sind und … Mitmenschen sind. Jeder ist anders; Frauen und Männer, Kranke und Gesunde, Junge und Alte… Manche sind Dresdner, andere von weit her, auch von außerhalb Deutschlands. Keiner wird befragt. Solange das Essen reicht und ein Schlafplatz auf einer Isomatte mit bezogenem Kissen und Wolldecke eingerichtet werden kann, darf jeder bleiben, essen, sich und seine Sachen waschen, schlafen und nach dem Frühstück wieder gehen. Im Halbjahr zwischen Winterzeit und Sommerzeit öffnen sieben christliche Kirchgemeinden. Die kommende Saison 2020/21 ist die 25.!
Unter den Gästen waren einige bemerkenswert. Zum Beispiel die Frau, die nach Scheidung, Arbeits- und Wohnungsverlust völlig hilflos war, ein Rollköfferchen hatte und gegen 22 Uhr erschien, wenn die Kulturveranstaltungen aus waren. Sie fragte in Kinos oder Konzertsälen, ob hinten irgendwo ein Platz frei blieb. An den „Baron“ ist zu erinnern. Er kam mit großem schwarzen Hut, Nadelstreifenanzug, schwarzem Stockschirm und Sommertrenchcoat und sprach mit dem Akzent der Banatbewohner. Es gab den Kurarzt – orientierungslos und von der Gegenwart unerreicht. Er kam in eine Diakonie-Pflegeeinrichtung. Ein Lokomotivführer, ein Kellner … die meisten Gäste sind männlich. Andy kommt seit zehn Jahren und bringt morgens seinen Teebeutel für einen Kräutertee. Ein Mandolinenspieler brachte uns einmal ein Ständchen am Morgen.
Für alle Gäste wird alles Notwendige getan von vielen Helfern. Sie kommen aus der Gründergemeinde „Weißer Hirsch“, aus unserer Gemeinde und manche gehören keiner Kirche an. Präsenzkräfte organisieren die Transporte der Lebensmittelspenden, der Wäsche von und zur Reinigung und den Einlassdienst. Die Sozialamtsleiterin der Diakonie leitet diese Mitarbeiter. Die Dresdner Tafel liefert Gemüse, Joghurt, Milch… Manchmal ist das Gelieferte für jede feine Tafel geeignet, manchmal ist es nur noch Resteverwertung. Bäckereien und Fleischereien der Umgebung spenden von nicht verkauften Dingen des jeweiligen Tages. Nicht verteiltes Essen aus dem Diakonissen-Krankenhaus wird an unsere Gäste weitergegeben. Die frische Wäsche fürs Nachtlager wird ausgegeben und am Morgen wieder eingesammelt. Alles Benutzte wird wieder sauber verwahrt. Die nicht verbrauchten Lebensmittel bekommen die Bewohner des Gustavheims. Nach den vielen Jahren hat sich die Logistik bewährt.
Was tun, wenn es einmal hapert, weil ein Ehrenamtlicher krank ist, wenn kein warmes Essen geliefert werden kann? Dann ist mehr als gut Gemeintes nötig – sondern gut Gemachtes. Manchmal schafft ein allein gelassener Helfer die Aufgaben nicht bis zum Schichtende. Das ist sehr selten; kommt aber vor. Das Arbeiten in der erneuerten Küche und den sanierten Nassräumen geht viel leichter von der Hand.
Jüngere, umsichtige und tätkräftige Ehrenamtliche sind eingestiegen. Sie lösen die Ur-Generation der Ersthelfer ab. Das Besondere dieser Saison ist, dass wir bis über unsere Kapazitätsgrenze Nachtgäste haben. Allen Aktiven sei gedankt, den alten Hasen, den neuen Mitmachern, den Verantwortlichen, den kritischen Beobachtern und dem Amt für Soziales der Stadt Dresden, das mehr als 90% der Finanzmittel zur Verfügung stellte für die Rekonstruktion des Duschraumes, der Toiletten und der Küche.
Ist das alles selbstverständlich?
Heide Siegemund
Was macht eigentlich der Besuchsdienst in unserer Kirchgemeinde?
Seit nunmehr 15 Jahren gibt es in unserer Kirchgemeinde den Besuchsdienst. Bei ca. 200 Besuchen jährlich, sind ungefähr 3.000 Besuche über die Jahre zusammen gekommen. Besucht werden zum einen die Kirchenglieder, die einen höheren Geburtstag feiern. Und zum anderen sind da die Neuen, die hier zugezogen sind. Seit 2 Jahren kommt der Besuchsdienst jedoch an seine Grenzen, auch aus Altersgründen. So mussten wir die Neuzugezogenen schmerzlich von unserer Liste streichen, obwohl gerade für sie eine erste Verbindung zu unserer Gemeinde wichtig wäre, auch um erste Berührungsängste zu nehmen.
Damit es weitergeht, suchen wir Mitstreiter, die sich vorstellen können, jedes Jahr 5 – 10 Besuche zu übernehmen. Es spielt keine Rolle wie alt Sie sind. Wir haben auch eine über 80-jährige in unserem Kreis, die jüngere Kirchenmitglieder besucht. Für einen Besuch gibt es kein festes Schema. Vor vielen Jahren, als ich noch mit Kinderwagen und kleinen Kindern unterwegs war, hat sich viel an der Haustür abgespielt. Heute gelingen mir die Besuche erst nach dem eigenen Feierabend oder an einem freien Tag. Mit einem kleinen Blumengruß ist schnell ein Kontakt hergestellt. Oft ergeben sich eindrucksvolle Begegnungen.
Als Gruppe von derzeit 18 Personen, treffen wir uns 2 x jährlich an einem Abend im Januar und im September zum Austausch.
Wir suchen weitere Mitstreiter und freuen uns über Ihre Mithilfe.
Bitte kontaktieren Sie mich sobald als möglich:
Jitka Barm: 0151-54716562 oder jitkav@web.de
„Fahrt ins Blaue“ mit Engagierten der Loschwitzer Gemeinde
Einige Bilder erzählen von den Zielen der diesjährigen „Fahrt ins Blaue“: Ein von allen Wettern gezeichneter Frühsommertag führte uns auf den Spuren von Clara und Robert Schumann unter die Schmorsdorfer Linde, später per pedes ins benachbarte Maxen. Herr Seidel erwies sich als Ortskenner, Herr Kocourek spielte uns virtuos auf der Maxener Orgel und Frau Dr. Niggemann erzählte uns couragiert und mit Herzblut von einer eigenständigen Kirchgemeinde durch die Zeiten – von preussisch-österreichischen Kriegstagen bis zu aktuellen Bedrängungen.
Sehr schön restauriert erlebten wir die Dorfkirche, und waren berührt davon, zu hören, dass gleich zwei Loschwitzerinnen, nämlich Frau Wölk und Frau Schneider, daran maßgeblich beteiligt waren!
Im rustikalen Dorfgasthof versorgt, reichte die Zeit sogar noch für einen abendlich-andächtigen Gang in die Röhrsdorfer Kirche. Ihr sind wir durch den in Loschwitz geborenen und dort tätig gewesenen Pfarrer Ludwig Max Heydrich verbunden.
Ein eindrücklicher Tag neigte sich, als wir nach allem Erlebten wieder ins Elbtal rollten und uns vor unserer Kirche verabschiedeten.
Markus Deckert